Bericht von der Partnerschaftsreise

Partnerschaftsreise nach Palästina vom 27.10. bis 1.11.07

Es war wahrhaftig keine Vergnügungsreise! Natürlich haben wir uns auch die Orte angeschaut, die der Tourist in Jerusalem gesehen haben muss. Wir fanden auch noch Zeit für einen Ausflug in die Wüstenregion nach Jericho und Zeit für ein Bad im Toten Meer, aber im Mittelpunkt standen die menschlichen Begegnungen mit unseren palästinensischen Partnern. Es war ein Eintauchen in die politischen Gegebenheiten, die sich real ausdrücken in dem Bau einer wahnwitzigen Mauer, von allen „the Wall“ genannt. Der Verfasser dieser Zeilen ist Berliner und mit einer Mauer aufgewachsen. Nie hab ich geglaubt, dass sich dieser Irrsinn so zeitnah wiederholen lässt und noch gesteigert werden kann. Mit einer Höhe von durchschnittlich 8 Metern hat man sich hier wohl an historische Vorbilder in Jerusalem angelehnt – kein Fernsehbild, keine Fotographie kann die Brutalität der Trennung erfassen – man muss es erleben. Diese Wand ist Ausdruck für einen Kolonialismus der Israelis, der direkt an das Mittelalter anknüpft. Und dazu müssen wir Deutsche schweigen, weil uns die Geschichte einen „Maulkorb“ verpasst hat.

Wie können nun unsere Partner, die palästinensischen Christen, - die nur 1,5% der Bevölkerung darstellen - damit im Alltag leben und wie lässt sich eine Zukunft gestalten? Über diese Fragen haben wir in den Familien, mit Pfarrer Ibrahim Azar, mit Bischof Munib Younan, mit der Tourismusministerin Khouloud Diebes und vielen Anderen diskutiert. Als Fazit kann es nur eine gewaltfreie Politik der kleinen Schritte sein: Zunächst Vertrauen in der Welt schaffen und nicht den Palästinenser als Selbstmordattentäter sehen. Toleranz entwickeln gegenüber religiös Andersdenkenden und dies muss mit der Schulausbildung beginnen. Überhaupt setzt man auf eine junge Generation, die nicht im Hass geschult wird und die nur in Frieden und Freiheit leben will, um an einem internationalen Wohlstand teil zu haben. Aber all das braucht Zeit … und jeden Tag frisst sich die Mauer ins Land der Palästinenser, werden neu israelische Siedlungen errichtet und altes Kulturland zerstört. Auf internationaler Ebene wird nur hinhaltend geredet, um weiter zu zerstören und zu zermürben.

Hier braucht unser Partner Hilfe – ihm Hoffnung und Solidarität zu geben – schon im nächsten Jahr im Juli beim Gegenbesuch können wir es beweisen.

Reiner Lenz